Familie David Jakobsohn
David Jakobsohn und Bertha Jakobsohn, geborene Würzburger wohnten in der Alexandergasse 4.
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Die Stolpersteine
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Alexandergasse 4, heute
Ihr Leben und Wirken [1][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
David Jakobsohn kam ein Jahr nach seinem Bruder Abraham Jakobsohn am 05.05.1862 auf die Welt. Er heiratete am 09.07.1891 Henriette (Jette) Würzburger (geb. 23.10.1863 in Siegelsbach). Dieser Ehe entstammen die Kinder Selma, Augusta, Johanna, Jakob und Julius. Henriette Jakobsohn starb am 20.08.1898 vermutlich bei der Geburt von Julius oder an deren Folgen. Am 21.06.1899 heiratete David Jakobsohn ein zweites Mal. Seine Frau Babette (Bertha) Würzburger (geb. 29.11.1863) stammte aus Binau. Am 31.07.1900 wurde ihre Tochter Hilda (Hilde) und am 10.11.1901 Willi geboren.
Die Kinder:
Selma Jakobsohn (geb. 22.04.1892) heiratete Gottfried Rosenthal. Während Gottfried Rosenthal am 05.02.1945 und ihr Sohn Walter am 18.02.1945 in Bergen – Belsen starben, überlebte Selma mit ihrer Tochter Hannah dieses KL. Sie wanderte nach dem Krieg über Amsterdam in die USA aus und starb am 26.11.1984. In der Zeitung „Aufbau“ findet sich am 07.09.1945 folgende Todesanzeige „Mein innigst geliebter Mann, mein herzensguter Vater Gottlieb Rosenthal und mein geliebter einziger Sohn und guter Bruder Walter wurden uns in Bergen – Belsen am 5. bzw. 18.Februar 1945 durch den Hungertod entrissen. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Selma Rosenthal, geborene Jakobsohn, Hannah Rosenthal, Amsterdam – West, Admiral de Ruyterweg 474“.
Augusta Jakobsohn (geb. 23.07.1893) wurde von Mannheim aus zusammen mit den jüdischen Mitbürgern/innen aus Baden am 22.10.1940 nach Gurs deportiert. Es gibt noch einen Brief von ihr vom Vortag ihrer Deportation an ihre Schwester Hilde. Augusta Jakobsohn wurde am 05.08.1942 nach Auschwitz (Transport: Zug 901-12) deportiert. Ihr Todesdatum wurde später auf den 08.05.1945 festgelegt.
Johanna Jakobsohn (geb. 28.10.1894) machte in Weinheim eine Lehre. Am 21.12.1938 lebte sie noch in Mannheim, wanderte dann aber nach Amsterdam aus. Von dort gelang ihr die Flucht in die USA.
Von Jakob Jakobsohn (geb. 13.01.1896) ist nur bekannt, dass er in die USA auswanderte. Julius Jakobsohn starb im Alter von ca. 2 Monaten am 24.10.1898. Hilde Jakobsohn (geb. 31.07.1900) heiratete am 09.05.1923 den späteren Professor Karl David Darmstädter (geb. 25.09.1892). Sie lebte mit ihrer Familie noch am 21.12.1938 in Mannheim, bevor sie gerade noch in die USA fliehen konnten. Ihre beiden Kinder hatten sie zuvor in einem der Kindertransporte nach England in Sicherheit gebracht. Willi Jakobsohn (geb. 10.11.1901) starb aber schon mit knapp 2 Jahren am 24.10.1903 (Waibstadter Judenfriedhof Grab: 11.Reihe, 9.Grab von oben).
David Jakobsohn wohnte in der Alexandergasse. 1932 war er im Gemeindevorstand der Israelitischen Kultusgemeinde.
Am 09.05.1934 findet sich in „Der Israelit“ anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums als Feuerwehrmann folgender Artikel: „Neckarbischofsheim (Baden), 2.Mai 1934. Am 1.Mai trat die hiesige Freiwillige Feuerwehr aus einem Anlass zusammen, der der ganzen Gemeinde Freude bereitete. Das Mitglied unseres Synagogenrats, Herr David Jakobsohn, erhielt mit ehrenden Worten die Auszeichnung für 50 Jahre langen aktiven Dienst als Feuerwehrmann überreicht! Ein seltenes und ein nennenswertes Ereignis, zu dem man – heute gewiss! - den Dekorierten herzlich beglückwünschen kann.“
Samuel Jeselsohn, der am 09.02.1939 „nach vielen Laufereien und Mühen“ die „Heimat Neckarbischofsheim verlassen konnte“, schreibt in seinem Bericht „Das Ende unserer Heiligen Gemeinde Neckarbischofsheim“, dass David Jakobsohn und seine Frau erst nach ihm zu ihren Kindern nach Amsterdam auswanderten.
Im „De Jude Weekblad“ vom 01.05.1942 findet sich ein Artikel zu David Jakobsohns 80.Geburtstag. Dabei wird besonders gewürdigt, dass er 35 Jahre lang in seiner ehemaligen Heimatstadt für die jüdische Gemeinde in hervorgehobener Position Verantwortung übernommen hat. Er sei nun auch in der neuen Gemeinde „een populaire figuur“ und feiert seinen Ehrentag in der Nieuwe Prinsengracht 8“.
Im Nachlass von David Jakobsohns Schwiegersohn Professor Karl David Darmstädter gibt es einen Brief über den (vermutlich) 81.Geburtstag am 05.05.1943. Dort steht: „… Meine lieben Darmstädters, seit dem Geburtstag von Großvater J(akobsohn) waren wir nun nicht mehr in A(msterdam). Sie haben zwar alle versprochen uns bald zu besuchen, aber bis jetzt war noch niemand da. Ich war freudig überrascht, l(iebe) Fr(au) D(arm- städter) über die „Rüstigkeit“ Ihrer l(ieben) Eltern. Es war so „gesellig“ trotz allem. … Man darf den Mut nicht sinken lassen.“ Nur wenige Wochen später wurden David Jakobsohn und seine Frau Bertha am 29.06.1943 ab Westerbork ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort gleich nach der Ankunft ermordet.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Rechercheergebnisse von: Adolf – Schmitthenner – Gymnasium, Neckarbischofsheim, Projektgruppe „Judentum im Kraichgau“, Realschule Waibstadt, Verein für Heimatpflege e.V., Neckarbischofsheim, SPD – Ortverein Neckarbischofsheim, Verein „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.“, veröffentlicht in einem Flyer zur Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Zerstörung der Synagoge in Neckarbischofsheim am 9. November 2017