39 Der Arzt Rudolf Schlick

Der Arzt Rudolf Schlick wurde in Meißen geboren, begraben in Bischofsheim.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es in unserem Bereich drei christliche Konfessionen:
Das Luthertum, hervorgegangen aus der Reformation Martin Luthers, war im Kraichgau am stärksten vertreten. Die reichsritterschaftlichen Orte, zu denen auch Neckarbischofsheim gehörte, waren lutherisch. Im Gebiet der Kurpfalz wurde 1563 das reformierte Bekenntnis eingeführt, das auf den Reformator Johannes Calvin zurückgeht. Außerdem gab es auch Orte, die katholisch geblieben sind, wie etwa Waibstadt, das zum Bistum Speyer gehörte. In all diesen Gebieten hatte die jeweilige Konfession den Rang einer Staatsreligion. Die Toleranzschwelle zwischen den einzelnen Konfessionen war relativ niedrig. Darum kam es immer wieder zu Konflikten, wenn Menschen in einem Gebiet wohnten, dessen Konfession nicht identisch war mit dem eigenen Bekenntnis.
Zu ihnen gehörte auch der aus Meißen stammende Rudolf Schlick. Am 14. Juli 1579 schrieb er sich als Student an der Universität Heidelberg ein. Bereits drei Jahre später war er Professor der griechischen Sprache und Dekan der Artisten-Fakultät. Im Jahr 1584 begann er Medizin zu studieren, versah aber daneben seine Professur weiter.
Vier Jahre später kam es zum Konflikt zwischen dem Lutheraner Schlick und der calvinistischen Obrigkeit in Heidelberg. Schlick gab sein Amt an der Universität auf und ging als Arzt nach Waibstadt. Dort hat er noch acht Jahre praktiziert und starb am April 1596. Weil auf dem Waibstadter Friedhof keine Protestanten beerdigt wurden fand Rudolf Schlick seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof bei der Totenkirche.
Rudolf Schlick war 13 Jahre mit Clara Anna Rödin verheiratet. Von seinen sechs Kindern - fünf Söhne eine Tochter - hat nur die Tochter Catharina den Vater überlebt.
Der Heilbronner Bildhauer David Werner, ein bekannter Steinmetz seiner Zeit, schuf für den Toten ein kleines Renaissance-Epitaph aus gelbem Sandstein, das früher außen in der Südwand der Kirche eingemauert war, aber wegen starker Witterungsschäden bei der Renovierung im Jahr 1974 ins Innere verbracht wurde. Dort findet man es in der Fensternische gegenüber der südlichen Eingangstür.
Entsprechend dem Geschmack der damaligen Zeit ist die Inschrift des Epitaphs gereimt. Einige Teile des Textes sind in lateinischer Sprache abgefasst, ein Hinweis auf die humanistische Bildung und Lehrtätigkeit des Verstorbenen. Seine Einstellung zum Leben und zum Glauben ist in den letzten sechs Zeilen des Textes festgehalten, die teils auf deutsch, teils auf lateinisch geschrieben sind: "Ich trau Gott. Ich halte mich an Christi Worte, die unüberwindlich alle Zeiten überdauern. Im Vertrauen darauf gehe ich ein in das himmlische Reich."
Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieser Artikel ist Teil einer Dokumentation über die Grabplatten und Epitaphien der Evang. Pfarrkirche St. Johann ("Totenkirche").