43 Wiprecht der Alte

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1408

Sein gewaltiges Grabdenkmal in der nördlichen Innenwand der Totenkirche ist über drei Meter hoch und fast anderthalb Meter breit. Im Mittelfeld ist unter einem gotischen Baldachin der Verstorbene dargestellt mit Wappenschild und Schwert, das jedoch abgebrochen und verloren gegangen ist. Die oberen Ecken werden durch zwei Helme ausgefüllt. Der linke mit den Büffelhörnern der Helmstatts als Helmzier, der rechte mit den drei Ringen der Herren von Neipperg, ein Hinweis auf die Ehefrau Wiprechts, Anna von Neipperg. Über dem Baldachin ist eine lateinische Inschrift angebracht, ein Zitat aus dem 51. Psalm: "Gott, sei mir gnädig nach deiner großen Güte".

Der Stein ist als Tumba angefertigt worden, als sarkophagartiger Überbau für die Grabstätte Wiprechts. Ob er je diesem Zweck gedient hat oder von Anfang an in die Wand eingemauert wurde, ist nicht mehr feststellbar. Heute kann man jedenfalls die Inschrift über dem Baldachin nur lesen, wenn man eine Leiter besteigt.

Die vertieft angebrachte Umschrift hält das Sterbedatum Wiprechts des „gestrengen Ritters" fest, den Tag nach St. Barbara, also den 5. Dezember des Jahres 1408. Sie endet mit dem Wunsch: "Seine Seele möge in Frieden ruhen".

Der Stein, einer der eindrucksvollsten in der Kirche, entspricht der Bedeutung Wiprechts des Alten. Zusammen mit seinem Bruder Raban und zwei Schwestern wuchs er als Waise auf Der Großvater Raban I. erreichte noch kurz vor seinem Tod, dass Bischof Salman von Worms am 8. Juli 1344 das väterliche Erbe mit Bischofsheim und der Burg an die beiden noch unmündigen Jungen als Lehen übertrug. Durch Zukäufe kamen sie dann in den alleinigen Besitz von Bischofsheim, das in diesen Jahren die Stadtrechte erhielt. Mauern und Türme mussten gebaut werden, und die Burganlage wurde durch einen Palas erweitert. Schließlich kaufte Wiprecht seinem Bruder dessen Anteil an der Stadt und der Burg für 5.000 Gulden ab. Raban blieb der Besitz der Familie in Heimstadt, Bonfeld, Fürfeld und Waibstadt.

Wiprecht war ab 1365 kurpfälzischer Vogt in Bretten und später auch Vogt in Pforzheim. Er gehörte zum Kreis der bevorzugten Ratgeber König Ruprechts I., der von 1400 bis 1410 regierte. Als König Ruprecht im Jahr 1401 eine mehrmonatige Reise nach Rom antrat, übertrug er für die Dauer seiner Abwesenheit seinem Sohn Ludwig die Verwaltung des Reiches, stellte ihm aber vier Ratgeber zur Seite. Einer von ihnen war Wiprecht der Alte. Der König betraute ihn außerdem noch zweimal mit diplomatischen Sondermissionen.

Das sehr gut erhaltene Grabmal Ruprechts und seiner Frau Elisabeth von Hohenzollern hat alle Kriegswirren überstanden und befindet heute sich in der Heiliggeistkirche in Heidelberg.

In Bischofsheim stiftete Wiprecht zusammen mit seiner Frau Anna die Marienkapelle und besetzte die neue Stelle mit einem Priester. Aus dieser neuen Pfarrstelle entstand später die zweite Pfarrei. Außerdem spielte sie nach gut 100 Jahren eine wesentliche Rolle bei der Einführung der Reformation in der Stadt.

Zu erwähnen ist noch, dass Wiprechts Sohn Raban nicht nur einer der ersten Studenten der neu gegründeten Heidelberger Universität war, sondern dass er später als Bischof in Speyer und Erzbischof in Trier zu einem der bedeutendsten Fürsten in Deutschland aufstieg.

Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Artikel ist Teil einer Dokumentation über die Grabplatten und Epitaphien der Evang. Pfarrkirche St. Johann ("Totenkirche").