54-56 Johann Philipp von Helmstatt und seine beiden Frauen

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Die Südseite des Chores wird ganz beansprucht von den drei Epitaphien für Johann Philipp von Helmstatt und seine beiden Frauen Agnes und Dorothea, beide geborene landschade von Steinach. Die drei Denkmale, geschaffen von dem Heilbronner Bildhauer Jakob Müller, gehören mit dem Epitaph für Christoph von Helmstatt und dem Denkmal für Wiprecht den Alten zu den herausragenden Kunstwerken der Totenkirche.

Die drei Epitaphien auf der Südseite bilden eine Einheit. Das Verbindende sind die Darstellungen der geistlichen und weltlichen Tugenden auf den Denkmalen, die wir bei Jakob Müller öfter finden. Auf das Denkmal von Johann Philipp entfallen die geistlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. Sie werden verkörpert durch drei weibliche Personen, von denen jedoch zwei leider fast völlig verdeckt sind durch die Medaillons über den Säulen mit dem Wappen der Helmstatts (links) und denen der Landschade von Steinach. Deutlich erkennbar ist nur die Darstellung der liebe, die gewissermaßen als Krönung ganz oben steht: Eine Frau mit zwei Kindern (es ist übrigens die gleiche Darstellung wie an der Kanzelbrüstung in der Stadtkirche). Die anderen, halb verdeckten, Tugenden werden versinnbildlicht durch eine betende Frau (Hoffnung) auf der rechten Seite und eine Frau mit Kelch und Szepter (Glaube).

Auf dem Stein der Agnes von Helmstatt sind zwei weltliche Tugenden dargestellt: Die Gerechtigkeit und die Klugheit. Die Figur, die die Gerechtigkeit symbolisiert, ist nicht mehr vollständig erhalten; leider kann man Schwert und Waage nur noch erahnen.

Die Klugheit wird versinnbildlicht durch eine Frau mit einer Schlange, ein Hinweis auf ein Wort Jesu aus dem Neuen Testament: "Seid klug wie die Schlangen".

Die anderen zwei weltlichen Tugenden: Stärke und Mäßigung werden auf dem Epitaph der Dorothea von Helmstatt dargestellt. Die Stärke wird versinnbildlicht durch eine Frau, die eine Säule zerbricht. Die letzte Figur, die Mäßigung, ist beschädigt. Sie wird ursprünglich in der einen Hand einen Krug und in der anderen einen Becher gehalten haben. Ganz ähnliche oder identische Darstellungen findet man an der Kanzelbrüstung der Stadtkirche, ein Spätwerk Jakob Müllers.

Das Grabmal für Johann Philipp von Helmstatt ist das prunkvollste in der Kirche. Es entspricht der herausragenden Stellung, die Johann Philipp inne hatte. Er war ein Sohn des Johann von Helmstatt und dessen Ehefrau Anna Gisela, eine geborene von Helmstatt aus dem Grombacher Zweig der Familie. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahmen der Großvater Philipp und der Bruder des Verstorbenen, Christoph, die Vormundschaft für die Kinder (die Epitaphien der beiden stehen vor der gegenüber liegenden Wand).

Johann Philipp wird 1575 als kurpfälzischer Oberamtmann in Boxberg erwähnt. Vier Jahre später begleitete er im Auftrag des Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz dessen Tochter Anna Maria nach Schweden zu ihrer Hochzeit mit dem späteren König Karl IX Auf der Rückreise geriet das Schiff in Brand, und die Besatzung konnte nur knapp den Flammen entkommen. Darauf nimmt auch die Inschrift auf dem Sockel seines Epitaphs Bezug: "Ward gesandt zu Konigen Hern. Gross Gfahr ausstandt". 1586 war Johann Philipp Mitglied einer Delegation der evangelischen Stände Deutschlands in Frankreich, wo mit König Heinrich III. über die Situation der Hugenotten verhandelt werden sollte. Die Delegation, deren Sprecher Johann Philipp von Helmstatt war, hatte jedoch keinen Erfolg. Außerdem war er Marschall und Mitglied des Oberrates der Pfalz. Auch darauf nimmt die Inschrift im Sockel des Epitaphs Bezug.

Auf dem Epitaph ist der Ritter in Lebensgröße dargestellt. Seine linke Hand umfasst den Knauf des Schwertes (das allerdings abgebrochen ist). Der rechte Arm ist erhoben, die Hand fehlt. Über Johann Philipp ist auf einem Medaillon, das von zwei Frauengestalten gehalten wird, die Auferstehung Jesu abgebildet - übrigens die einzige biblische Darstellung auf einem der Epitaphien oder einer der Grabplatten der Kirche, sieht man von der Darstellung der Kreuzigung ab.

Naturgemäß sind die Denkmale für die beiden Frauen Johann Philipps weniger aufwändig gestaltet. Sie entsprechen etwa dem Epitaph für Christoph von Helmstatt an der gegenüber liegenden Wand. Beide Frauen sind in sehr einfacher Kleidung, vielleicht dem Totengewand, dargestellt. Aus der (gereimten) Inschrift des Sockels der Agnes von Helmstatt erfahren wir, dass sie in ihrer dreizehnjährigen Ehe sechs Kinder geboren hat und im Jahr 1580 gestorben ist.

Die Sockelinschrift für Dorothea von Helmstatt informiert uns darüber, dass sie vierzehn Jahre friedlich mit Johann Philipp zusammengelebt hat und dass sie "ihm drei Kinder gebahr". Außerdem wird noch erwähnt, dass sie den Armen "viel Guts getan hat". Dorothea von Helmstatt heiratete fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes Philipp Adam von Dienheim und ist deswegen nicht in Neckarbischofsheim begraben worden. Sie starb um das Jahr 1606.

Von Johann Philipp und seiner ersten Frau Agnes sind auch noch die Grabplatten erhalten. Die von Johann Philipp ist in der westlichen Außenwand unmittelbar links von der Tür eingemauert (Nr. 12); die seiner Frau steht vor der äußeren Nordwand der Kirche (Nr. 16).

Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Artikel ist Teil einer Dokumentation über die Grabplatten und Epitaphien der Evang. Pfarrkirche St. Johann ("Totenkirche").