Germania auf dem Marktplatz

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Die alte Dame vom Marktplatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Germania auf dem Marktplatz


So alt sieht sie eigentlich gar nicht aus. Doch seit mehr als 125 Jahre hat sie sich ihre jugendliche Frische bewahrt und verteidigt standhaft ihren Platz. In der stolz erhobenen rechten Hand hält sie einen Strauß mit Eichenblättern. Im linken Arm liegt entspannt ein Schwert in der Armbeuge.

Auf dem Kopf trägt sie einen Helm, den seitlich zwei Flügel zieren - nicht wie beim Hermannsdenkmal in der Mitte des Helms, nein an der Seite. Eine Darstellung, die für eine Germania eher selten gewählt wurde, meist ist sie mit einer Krone bekränzt.[1]

Die Haare sind zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die locker auf die Schultern fallen.

Die überlebensgroße, schlanke, fast zierliche Figur, ist auf einem geneigten Schild im Vorwärtsschreiten eingefangen. Ein wallendes Tuch umhüllt ihre Figur und bauscht sich im Wind nach hinten. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass zusätzlich zum Tuch, ein Brustpanzer ihre femininen Formen unterstricht.

Vergleicht man die Neckarbischofsheimer Germania auf ihrem Sockel am Marktplatz mit anderen Denkmälern in der näheren oder weiteren Umgebung[2], wundert man sich über die ranke Frauengestalt. Selbst die Germania auf dem Niederwalddenkmal ist schwerlich als schlank zu titulieren. Überhaupt sind die Skulpturen aus jener Zeit eher in barocker Üppigkeit gehalten.

Die Steinfigur steht auf einem, etwa 3 Meter hohen, Sockel aus rotem Sandstein. Auf drei Seiten wurden die Namen der Kriegsteilnehmer 1870/71 eingetragen. Die vierte Seite ziert eine steinerne Tafel mit den beiden Jahreszahlen des Kriegs.

Idee und Grund der Erstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war der Kriegerverein, der ab 1884/85 den Gedanken verfolgte, auf dem Marktplatz ein Denkmal zu errichten. Der Verein wurde 1872 von Teilnehmern des Deutsch-Französischen Krieges gegründet. Im Laufe der Jahre kamen Kameraden, die ihren Wehrdienst absolviert hatten, hinzu. Zur Zeit der Denkmalserrichtung zählte man rund 90 Mitglieder. Darunter Bürgermeister Heinrich Neuwirth, Graf Victor von Helmstatt, Stadtpfarrer Hofert oder andere honorige Bürger des Städtchens. Erster Vorsitzender war Gemeinderat Julius Schieck, sein Stellvertreter August Lehmann, Rentamtmann des Grafen.

Es war eine Zeit, die den Militarismus pflegte und den Nationalstolz hochleben ließ. Deutschland mit Kaiser Wilhelm I. war am Erstarken und man zelebrierte die Erinnerung an den Krieg 1870/71 bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Immerhin hatte man binnen eines halben Jahres Frankreich besiegt, und das Deutsche Kaiserreich proklamiert. Die Veteranen wurden geachtet und geehrt. Achtundvierzig Männer aus Neckarbischofsheim nahmen am Krieg teil, hinzu kamen 23 in Garnisonen stationierte Soldaten und 3 Gefallene.

Neckarbischofsheim war ein kleines Amtsstädtchen mir rund 1.700 Einwohnern im Unterkreis Mannheim. Zwar ging 1864 das Bezirksamt, und damit eine zentrale Verwaltung verloren, es gab aber 1885 ein neu erbautes Amtsgericht mit Gefängnis, ein staatliches Forstamt, ein Notariat, ein evangelisches Dekanat und eine Realschule. Genügend Einrichtungen also, die Bedienstete aus den gehobenen Bildungsschichten beschäftigten. Ein Umstand, der im alltäglichen Leben seinen Niederschlag fand. Für die Errichtung des Denkmals war es insofern von Bedeutung, als man kompetente Leute kannte, die das Ansinnen unterstützten.

Architektenentwurf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da war zunächst Architekt Wilhelm Gesell aus Karlsruhe, der den Kriegerverein in technischer Hinsicht beriet und die Pläne ausfertigte. Er hatte sich beim Bau des neuen Amtsgerichts eine gute Reputation erworben. Durch ihn wurde auch veranlasst, dass drei Bildhauer einen Gestaltungsvorschlag und ein Angebot für die Errichtung eines Kriegerdenkmals abgaben. Der eine war Ehrenfried Maier, ein Bildhauer aus Mannheim, Friedrich Volke aus Karlsruhe und ein Künstler namens Cästner, dessen Herkunft aus den Unterlagen nicht weiter konkretisiert werden kann.

Man hatte sich zum Ziel gesetzt: "Wir wollen entweder etwas Rechtes haben, oder Garnichts"

Die Gestaltungsvorschläge reichten von Steinskulpturen bis hin zu galvanisch bronziertem Zinnguss. In den Diskussionen spielte immer wieder die Dauerhaftigkeit des Materials eine Rolle. Man hatte Angst, dass eine Steinfigur beschädigt werden könnte. Auch die Herstellungskosten spielten natürlich eine Rolle, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Sockel der Figur mit seinen Ornamenten und Inschriften in rotem Sandstein etwa so teuer war, wie die Figur selbst.

Das Ergebnis, das man Architekt Gesell dann nach langen Diskussionen mitteilte, verursachte bei diesem erheblichen Unmut.

In einem Brief vom 7. März 1886 führt er aus: "In höflicher Erwiderung Ihres Geehrten vom 3. d.M. kann ich nicht umhin, Ihnen unter Rückanschluß der beigelegten Photographien mitzutheilen, daß das Comité meiner Ansicht nach bei dem ausreichenden zur Verfügung stehenden Material, nicht bes. glücklich war in der Auswahl; doch muß ich zu dessen Entschuldigung annehmen, daß der sogen. gute Geschmack etwa durch finanz. Hinternisse beeinträchtigt worden ist und möchte ich nun rathen, besser die ganze Sache an den Nagel zu hängen, als ein Etwas zusammenzucombinieren, was kein harmonisches Ganzes bilden kann und wird."

Gesell bewertete die drei Vorschläge nochmals und machte in seinen Ausführungen deutlich, dass diejenigen von Cästner und Mayer zu "plump" und "die Stellung der Figur und die Art und Weise der Behandlung, beider Figuren nichts Neues, schon zu oft dagewesen" sind.

Bildhauer Volke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den endgültigen Ausschlag gab dann ein Schreiben von Bildhauer Volke, dessen Interesse an der Gestaltung sehr groß war. Er bot dem Komitee an, die Figur zu einem Preis von 1.100 Mark herzustellen [3]. In seinem Schreiben vom 7. März 1886 aus Berlin teilt er mit: "Für eine wirklich künstlerische Ausführung bürgt mein Name und ich würde mich zu einer Preisherabsetzung nicht verstehen, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte jede Pfuscherei zu bekämpfen u. ich weiß im Voraus, daß sie mir hierin recht geben."

Nach einigen Rückfragen zur Dauerhaftigkeit des Materials einigte man sich auf eine Skulptur aus "Savonnier", einen weißen, feinkörnigen, sehr homogenen Kalkstein aus Lothringen, der in der Bildhauerei europaweit geschätzt wurde. Volke wies noch darauf hin, dass seine Figur in Bad Wildungen aus dem gleichen Stein gefertigt werden soll.

Der Bildhauer hatte sich verpflichtet ein Modell der Germania in 1/10 der Originalgröße zu erstellen. Der Vertrag über die Herstellung der Figur wurde am 1. Mai 1886 geschlossen, sie sollte bis 29. September 1886 fertig sein.

Am 24. Juni erhielt Rentamtmann Lehmann die Mitteilung, dass die Modellfigur fertig ist und im Atelier in der Stefanienstraße betrachtet werden kann. Eine Delegation reiste nach Karlsruhe und begutachtete die Arbeit.

Man lag also ganz gut in der zeitlichen Planung.

Bis im Juli ein Brief von Volke eintraf, der schrieb, dass der bezogene Steinblock "Verfärbungen und großes Korn" aufweist. Schweren Herzens entschloss man sich, einen neuen Stein zu besorgen, der dann am 19. August eintraf. Um einen ordentlichen Block zu kaufen reiste Volke extra nach Mainz. Damit konnte der Termin auf Ende September aber nicht mehr gehalten werden.

Fertigstellung im Januar 1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember kam die gute Nachricht, dass die Figur bis Mitte Januar 1887 fertiggestellt sei.

Inzwischen war man in Neckarbischofsheim auch nicht untätig. Den Auftrag für die Herstellung des Sockels erhielt Philipp Haffelder, ein taubstummer Steinmetz vom Helmhof. Das Fundament wurde ausgegraben und vollendet und der Termin für die Enthüllung des Denkmals auf Sonntag, den 12. Juni 1887 festgelegt.

Ein Festkomitee übernahm die Abstimmung der organisatorischen Fragen. Daneben gab es eine Vergnügungs-, Empfangs-, Wirtshaus- und Dekorationskommission.

Es galt aber auch, die finanziellen Mittel für das Vorhaben zu beschaffen.

Das Kassenbuch über Einnahmen und Ausgaben des Kriegerdenkmals beginnt am 11. Januar 1886 mit einer Sammlung der Casinogesellschaft. Es folgten Spenden von honorigen Bürgern bis hin zu einer Sammlung von ausgewanderten Neckarbischofsheimern in Amerika, die den stolzen Betrag von 100 Mark erbrachte. Auch in der Residenzstadt Karlsruhe kam unter den dortigen Neckarbischofsheimern ein ordentlicher Geldbetrag zusammen.

Das Bezirksamt genehmigte am 2. März 1886 eine Haussammlung. Weitere Einnahmen bestanden in Strafgebühren aus Beleidigungsklagen, die das örtliche Amtsgericht dem Verein zuwies. Teilweise wurden diese sogar über den Gerichtsvollzieher eingezogen.

Insgesamt mussten 4.400 Mark finanziert werden, eine Summe, die letztlich ohne eine Kreditaufnahme bei der Vorschusskasse [4] nicht zu bewältigen war. So kam es dann auch, dass der Verein in den folgenden Jahren einen Kredit von 700 Mark für das Kriegerdenkmal abzutragen hatte.

Am 1. Juni 1887 wurde die Steinfigur mit der Bahn von Karlsruhe nach Waibstadt transportiert und von Heinrich Ruppert am 4. Juni nach Neckarbischofsheim gebracht. Hier wartete schon Bildhauer Volke, um bei der Aufstellung dabei zu sein.

Auftellung in Neckarbischofsheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es muss ein schwieriges Unterfangen gewesen sein, die überlebensgroße Figur auf einen Sockel in mehr als drei Meter Höhe zu stellen. Immerhin wog sie 1.040 kg. Vermutlich bediente man sich dabei einer Maschine, einer Art Flaschenzug, der extra aus Heidelberg geholt wurde [5]. Alles verlief gut und die Helfer stärkten sich nach getaner Arbeit im Gasthaus Schwanen bei 20 Würsten, Brot und 80 Glas Bier.

Der große Tag der Denkmalsenthüllung konnte also kommen.

Je näher das Fest rückte, desto nervöser wurde die Stimmung im Städtchen. Man erwartete einen großen Ansturm aus der Umgebung. Aus 35 Ortschaften hatten sich 36 befreundete Kriegervereine mit über 900 Personen angemeldet. Viele der Vereine kamen mit Pferdefuhrwerken, die untergestellt und versorgt werden mussten. Für diejenigen, die mit dem Zug kamen wurde ein Fahrdienst vom Staatsbahnhof zur Stadt eingerichtet.

Die Wirte in den Gasthäusern hatten sich auf den Ansturm eingerichtet. Wer selbst Bier herstelle, hatte ein Sonderkontingent gebraut. Die Zehntscheune neben der Stadtkirche wurde vom Grafen als Festhalle zur Verfügung gestellt und dekoriert.

Mit einer Plane war das Denkmal verhüllt, daneben eine Festbühne für die Redner aufgebaut. Fahnen in den Farben des Deutschen Reiches und des Großherzogtums schmückten die Häuser und den Markplatz.

Es hatten sich ausreichend Festdamen gemeldet, die mit Schärpen in den Farben gelb-rot-gelb gekleidet waren. Im Rathaus war eine Meldestelle für die Vereine eingerichtet, um ihnen den Platz im Festzug und die Gaststätte zuzuweisen.

Das Einweihungsfest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Und dann kam endlich das große Festwochenende!

Am Samstagabend gab es nach Böllerschüssen und Glockengeläut einen Zapfenstreich auf dem Marktplatz. Anschließend lud der Kriegerverein seine Mitglieder ins Gasthaus Schwanen zum geselligen Beisammensein ein.

Der Sonntag begann um 5 Uhr früh mit Böllerschüssen und der Tagreveille. Für den Zapfenstreich und den Weckruf am frühen Morgen hatte man eigens Musiker engagiert, einen Musikverein gibt es in Neckarbischofsheim erst ab 1903.

Gegen neun Uhr trafen die befreundeten Vereine im Städtchen ein, für die auch ein Mittagsessen organisiert war.

Unter den Klängen seiner Feuerwehrkapelle zog der Kriegerverein Sinsheim ein. Da waren die Straßen dann schon so voll, dass man nur schwer den Überblick behalten konnte. Der Landbote berichtete später, dass rund 3.000 Eintrittskarten verkauft wurden. Pünktlich um 2 Uhr startete der Festzug, der "ein wirklich imposanter, und in seiner ganzen Länge kaum zu übersehen" war. Die Gruppen marschierten durch die Straßen und sammelten sich am Ende wieder auf dem Marktplatz. Hier hatte sich das Festkomitee auf der Bühne aufgestellt, flankiert von den Festdamen und dem Singverein. Begrüßt wurde die Menge von Julius Schieck, dem ersten Vorstand des Kriegervereins und gleichzeitig Bezirksrat des Gauverbandes. Pfarrer Heinrich Schmitthenner [6] hielt eine von "patriotischem Geist durchglühte Festrede", die mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloss. Dabei löste sich die Verhüllung der Steinfigur und gab zum ersten Mal den Blick auf die neu geschaffene Germania frei. Einen Lorbeerkranz als Ehrung der gefallenen Krieger überreichte Lina Reiner im Namen der Festdamen.

Rentamtmann Lehmann übergab das Denkmal an Bürgermeister Heinrich Neuwirth, der sich mit herzlichen Worten und einem Hoch auf die Liebe zum Vaterland, Kaiser und Reich bedanke. Mit dem Lied "Die Wacht am Rhein" endete die offizielle Feier. Die Gastvereine und das Publikum begaben sich in die verschiedenen Gaststätten, um das "wirklich ausgezeichnete Festbier" zu genießen.

Auf dem Marktplatz organisierte man eine Volksbelustigung, die aus verschiedenen Spielen Wettkämpfen und Darbietungen bestand. Drei Luftballons, damals noch eine Attraktion, ließ man aufsteigen.

Ab 6 Uhr abends wurde es dann etwas ruhiger in den Straßen und Gasthäusern. Die befreundeten Vereine und die Gäste aus weiter entfernten Orten traten langsam den Heimweg an.

So war es nicht mehr die große Menschenmenge, die bei Einbruch der Nacht das Bengalische Feuer und das Feuerwerk am Denkmal bestaunten.

Bei einem Festball mit Musik und Tanz fand die Kriegerdenkmalsenthüllung ihren Abschluss, die in den Gesprächen in und um Neckarbischofsheim noch lange für nachhaltige Eindrücke sorgte.

Es muss wirklich ein denkwürdiges Fest gewesen sein. Der Militärverein von Siegelsbach, der mit 42 Teilnehmern gemeldet war, veröffentliche im Landboten vom 16 Juni 1887 folgende Anzeige:

Anzeige Siegelsbach im Landboten vom 16. Juni 1887

Über die Jahrzehnte war das Kriegerdenkmal immer wieder der Ort, an dem man der Toten gedachte. Zahllose Kränze wurden niedergelegt. Über die Weimarer Republik und das Dritte Reich, bis hin die die 1960er Jahre. Es gab nach dem Krieg kaum ein Vereinsjubiläum, bei dem nicht zum Gedenken der gefallenen Kameraden eine Gedenkfeier an der Germania abgehalten wurde. Erst in den 1970er Jahren verlagerte sich dies an die Gedenkstätte auf dem Friedhof.

Die Germania steht heute noch auf dem Marktplatz, genau an derselben Stelle, wie sie der Kriegerverein zusammen mit der Gemeinde 1886 bestimmt hatte. In fast allen anderen Gemeinden, die ein ähnliches Kriegerdenkmal im Ortszentrum hatten, wurde dieses inzwischen an einen anderen Ort versetzt, überwiegend auf den jeweiligen Friedhof.

Diskussion über Verlegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Neckarbischofsheim begann die Diskussion über eine Verlegung im Verlauf der Altstadtsanierung. Erstmals war man 1965 der Meinung, dass sie ein "Verkehrshindernis" darstellt. Im Zuge der Kirchenrenovierung gab es Diskussionen, dass die Figur nicht mehr "zeitgemäß", und eine Umgestaltung des Marktplatzes zusammen mit dem Brunnen vor dem Rathaus dringend geboten sei[7].

Im Jahre 1980 beschäftigte sich der Gemeinderat erneut mit der Gestaltung des Marktplatzes und der Hauptstraße. Ein Gebäudezug mit dem Gasthaus zum Schwanen bis hin zum Rentamthaus, der einer Neuordnung im Wege stand, war bereits abgerissen. Nun sollte auch die Germania, die der neuen Straßenführung "im Wege" stand beseitigt werden. Diskutiert wurde ein neuer "würdevoller" Standort irgendwo im Schlosspark. Vielleicht spielten nicht nur verkehrstechnische Überlegungen, sondern auch Rücksichtnahme auf die Partnerschaft mit der Französischen Stadt La Chapelle St. Luc eine Rolle, für die dieses Denkmal im Zentrum des Städtchens eine stetige Erinnerung an den verlorenen Krieg darstellte.

Im Gemeinderat waren alle Beschlüsse gefasst, der Auftrag zur Versetzung sogar schon an einen Steinmetz vergeben. Dabei setzte sich der Rat einfach über den Wunsch von 900 Bürgerinnen und Bürgern hinweg, die in einer Unterschriftenaktion gegen die Versetzung votierten. Auch Leserbriefe mit dem konträren Für und Wider wurden verfasst.

Letztendlich war es das Denkmalamt [8], das die ganze Sache verzögerte und schließlich zum Einlenken der Gemeinde führte. Inzwischen hatte man eine Straßenführung gewählt, die es erlaubte die Germania an ihrem angestammten Platz zu belassen. - Da steht sie heute noch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadtkirche, dem Schlosshotel und dem alten Rathaus.

Restauration 200[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2007 rückte die "alte Dame" dann nochmals ins Zentrum des Interesses. Ihr stolz erhobener rechter Arm, der nicht aus dem ganzen Block gehauen werden konnte, sondern separat angesetzt war, hatte sich gelöst und drohte herunter zu fallen. Auch sonst hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Verwitterung hatten schon in den 1970er Jahren Teile des Schwertes dahingerafft. Nach eingehender Untersuchung entschloss sich die Stadt zu einer Restaurierung, um auch die anderen Fehlstellen zu sicheren und für die Zukunft zu konservieren. Seit 2009 erstrahlt die Germania nun wieder in neuem Glanz und beweist damit, wie "dauerhaft" die Entscheidung des Kriegervereins für dieses Material war.

Anmerkungen zu Friedrich Volke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich W. Volke wurde 1846 in Mengeringhausen (heute ein Stadtteil von Bad Arolsen, östlich von Kassel) geboren. Auf Wunsch seiner Mutter erlernte er den Beruf seines verstorbenen Onkels Christian Daniel Rauch. Nach der Lehre der Bildhauerei in Hannover besuchte er die Kunstschule in Karlsruhe, an der er später auch als Lehrer tätig war. Dort konnte er sich eine Werkstatt einrichten, in der er auf eigene Rechnung arbeitete und 1886 - 1887 die Neckarbischofsheimer Germania schuf. Zur gleichen Zeit arbeitete er auch in Berlin. Er war vor allem auf figürliche Arbeiten spezialisiert. Zu seinen Werken zählt z.B. das Kriegerdenkmal in Karlsruhe-Durlach (1886/87), Heddesheim (1888) und Bad Pyrmont (1897). Er gestalte ebenso die Germania in Bad Wildungen (1890). Sowohl die Figur in Bad Wildungen als auch in Heddesheim weisen große Ähnlichkeit mit Neckarbischofsheim auf.[1] Die letzten Jahre verbrachte Volke in Hannover, er starb 1920.

Weitere Werke: Nach 1871 Kriegerdenkmäler im Badischen; Bildhauerarbeiten am Reichstagsgebäude in Berlin (1889) und Reichsgerichtsgebäude in Leipzig; plastische Ausgestaltung am Bahnhofsgebäude in Lübeck (1907); Beethoven-Büste, Berlin; Büsten des Waldeckischen Fürstenpaares Georg Viktor und Helene im Arolser Residenzschloss; Reliefbild des Fürsten Georg Viktor am Georg-Viktor-Turm in Korbach/Goldhausen.


[1] weitere Arbeiten: Bildhauerarbeiten am Reichstagsgebäude in Berlin (1889) und Reichsgerichtsgebäude in Leipzig; plastische Ausgestaltung am Bahnhofsgebäude in Lübeck (1907); Beethoven-Büste, Berlin; Büsten des Waldeckischen Fürstenpaares Georg Viktor und Helene im Arolser Residenzschloss; Reliefbild des Fürsten Georg Viktor am Georg-Viktor-Turm in Korbach/Goldhausen.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Protokollbücher des Kriegervereins, Archiv Stadt Neckarbischofsheim Nr. A 518-520 und B 245
  • Gemeinderatsprotokolle, Archiv Stadt Neckarbischofsheim B 231
  • Landbote Stadtarchiv Sinsheim
  • Neckarbischofsheimer Volksbote, Privatarchiv Hans-Joachim Vogt
  • Allgemeine Informationen zu anderen Germaniafiguren aus WIKIPEDIA
  • Stadtarchiv Bad Wildungen, Bernhard Weller, Leiter der Städtischen Museen Bad Wildungen
  • Adressbücher der Stadt Karlsruhe
  • Sammlung alter Postkarten Hans-Joachim Vogt
  • Bilder Hans-Joachim Vogt

ausgearbeitet von Hans-Joachim Vogt


[3] zur Orientierung: ein Industriearbeiter verdiente zu dieser Zeit zwischen 400 und 500 Mark im Jahr. Die Landbevölkerung war deutlich schlechter gestellt. Ein Taglöhner hatte rund 2 Mark, ein Pfund Schwarzbrot kostete 10Pfennig, ein Wasserweck 6 Pfennig.

Einzelnachweise / Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass die Bezeichnung "Germania" nicht von Anfang an verwendet wurde, man sprach nur vom "Kriegerdenkmal" oder der "Walküre".
  2. z.B. in Kirchardt und Aglasterhausen; Dresden, Witten, Duisburg-Essenberg, Ravensburg und Bad Düben
  3. zur Orientierung: ein Industriearbeiter verdiente zu dieser Zeit zwischen 400 und 500 Mark im Jahr. Die Landbevölkerung war deutlich schlechter gestellt. Ein Taglöhner hatte rund 2 Mark, ein Pfund Schwarzbrot kostete 10Pfennig, ein Wasserweck 6 Pfennig.
  4. "Vorschußverein Neckarbischofsheim", gegründet 24.4.1869, der Vorgänger der Volksbank
  5. Rechnung für den Transport aus den Unterlagen
  6. Der Vater von Adolf Schmitthenner, dem Pfarrer und Heimatdichter
  7. RNZ vom 12.5.1965
  8. In der Person von Dr. Laun