Kriegerverein Untergimpern
Kriegerverein Untergimpern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
von Hans-Joachim Vogt

Der Kriegerverein Untergimpern, oder auch Militärverein, wie seine offizielle Bezeichnung war, wurde im Jahre 1887 gegründet. Eine seiner ersten Aktivitäten dürfte der Besuch in Neckarbischofsheim zur Einweihung der Germania am 12. Juni 1887 gewesen sein. Dort ist er mit 30 Personen auf der Liste der teilnehmenden Vereine aufgeführt.
Bis ins Jahr 1903 erfahren wir über den Verein nichts Weiteres mehr. Am 15. März 1903 wird im Protokollbuch des Kriegervereins Neckarbischofsheim erwähnt, dass man an der Fahnenweihe in Untergimpern mit 40 bis 50 Mann teilnehmen wird. Ein genaues Datum ist dazu leider nicht angegeben.
Das noch vorhandene Protokollbuch des Untergimperner Vereins beginnt am 9. Juli 1910 mit dem Eintrag einer Vorstandswahl, bei der Philipp Lutz (Steinhauer) zum ersten Vorstand bestimmt wurde. Die Einträge sind leider sehr kurzgehalten, es werden nur die formellen Abläufe erwähnt und mehr als zwei oder drei Versammlungen pro Jahr sind nicht aufgezeichnet. So erfährt man wenig über die allgemeinen Aktivitäten. Doch man merkt an den Einträgen, dass zu Neckarbischofsheim ein deutlicher Unterschied war. Schon die finanzielle Ausstattung des Vereins war bescheidener - halt so, wie man es in einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde mit 510[1] Einwohnern erwarten kann. Trotzdem gab es eine kleine Bibliothek mit Büchern, die an die Vereinsmitglieder ausgeliehen wurden.
Wie in anderen Vereinen auch, wurde Kaisers und Großherzogs Geburtstag regelmäßig mit einem Ball in einer der drei Gaststätten gefeiert. Mit Musik und Tanz war dies immer auch ein besonderes Ereignis für den Ort. Dazu kamen 1913 das 25jährige Regierungsjubiläum des Kaisers und der 100jährige Gedenktag der Völkerschlacht zu Leipzig.
Im Jahre 1912 wurde das 25jährige Stiftungsfest gefeiert.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bereits im Jahre 1911 beschloss man im Verein, für die Kriegsteilnehmer der Kriege 1866 sowie 1870/71 eine Ehrentafel aufzustellen. Es dauerte jedoch bis zum 2. Juni 1914, bis die Tafel am Schulhaus feierlich angebracht werden konnte. Dieser Hinweis im Protokollbuch ist für längere Zeit der letzte Einrtrag. Auch in Untergimpern hinterließ der I. Weltkrieg seine Spuren.
Von den männlichen Einwohnern sind von 1914 bis 1918 insgesamt 46 Soldaten gefallen. Weiter 8 Soldaten sind bis 1924 an den Folgen ihrer Kriegsverletzung verstorben. - Ein hoher Blutzoll für die kleine Gemeinde. Es sollte lange Jahre dauern, bis sich die Bevölkerung davon erholt hat. Noch 1924 zählte man "nur" 474 Einwohner.
Im Protokollbuch des Kriegervereins wird am 10. Februar 1918 von Theodor Reichensperger vermerkt, dass er von Heinrich Weiß die Vereinskasse mit 25,89 Mark, ein Sparbuch über 26,83 Mark und sämtliche Papiere übernommen hat.
Erst am 10. Juli 1921 können wir lesen, dass der frühere Militärverein als Krieger-Verein ins Leben gerufen wurde. es wurde auch beschlossen, dass der neue Kriegerverein die Vereinsgegenstände des Militärvereins übernimmt und dafür einen Betrag bezahlt, der die vorhandenen Schulden[2] des alten Vereins abdeckt.
Die Mitgliederliste umfasste insgesamt 43 Personen. Wilhelm Knörzer und Leopold Bohn wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Mit neuem Elan ging es an die Vereinsarbeit, Bälle mit Musik und Tanz wurden abgehalten und befreundete Vereine besucht.
Im Januar 1922 beschloss man für die Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen des großen Krieger eine Haussammlung durchzuführen.
Doch schon am 2. November traf es den Verein hart. In einer Sondersitzung musste der Verwaltungsrat den Mitgliedern eröffnen, dass durch die Inflation das Vereinsvermögen verloren gegangen ist. Zugleich starb der erste Vorstand Karl Bohn, so dass der Verein "vollständig wesenlos" wurde. Die erschienenen 32 Mitglieder sprachen sich einstimmig für das Weiterbestehen des Vereins aus. Weiter 7 Mitglieder waren entschuldigt, hatten sich aber schon im Vorhinein für ein Weiterbestehen ausgesprochen.
Die folgende Zeit war nicht einfach. Mit finanziellem Engagement des I. Vorsitzenden Felix Teichgräber und der Disziplin der Mitglieder gelang der Neustart. Es sollte jedoch noch bis 1926 dauern, bis der Verein wieder einen Ball im Gasthaus zum Adler organisierte, da davor die finanziellen Risiken eines Verlustes zu groß waren.
Allmählich erholte sich der Verein von der Inflationszeit. So konnte man dann auch endlich zur Realisierung der Gedenktafel schreiten konnte. Im Juni 1928 erhielt Steinhauer Adolf Lutz den Auftrag das Kriegerdenkmal zum Preis von 580 Mark herzustellen.
Mit einem großen Fest erfolgte die Einweihung am 24. August 1928. Das Wetter war schön und die Blechkapelle von Hüffenhardt und der Männergesangverein Konkordia bildete den musikalischen Rahmen. Der erste Vorsitzende Julius Wohlgemuth leitete die Feierstunde ein und Ratschreiber Ludwig Betz hielt die Stiftungsrede und nahm im Auftrag des Gemeinderats das Denkmal in die Verantwortung der Gemeinde.
Das Protokollbuch berichtet weiter nüchtern über die jährlichen Generalversammlungen, die regelmäßig sonntags in einem Gasthaus abgehalten wurden.
Eingefügt ist auch eine Liste mit 63 Personen, von denen jedoch 26 gestrichen Wurden, so dass 37 Mitglieder übrig blieben. Auffällig ist, dass als Eintrittsdatum bei 17 Personen der 1.3.1934 vermerkt ist.
Am 16. Dezember 1934 ändert sich dann auch der Sprachgebrauch. Der erste Vorsitzend wurde zum "Vereinsführer" und am 3. März 1935 wurde eine neue Satzung beschlossen - vermutlich die mit dem Gleichschaltungsgesetz von 1933 konform gehende Satzung.
Schließlich wurde der Verein am 19. Mai 1935 in "Kameradschaft ehemaliger Soldaten" umbenannt.
Die Berichte zur jährlichen Generalversammlung der "Kameradschaft" sind kurz und nüchtern und zeigen eine beruhigende Entwicklung der Finanzen und der Mitgliederzahlen. Schließlich feiert man im Jahre 1937 das 50jährige Stiftungsfest. Unter den Gästen war auch der Ministerpräsident von Baden, Walter Köhler, sowie weitere Größen der damaligen Zeit. Vom Landesführer des Kyffhäuserbundes Oberst a.D. Wilhelm Reinhard erhielt der Verein die Fahnenmedaille mit der Zahl "50" überreicht.
Zur Unterhaltung spielte wieder die Musik aus Hüffenhardt.
In den nachfolgenden Versammlungen wurden die Mitglieder auf die "pflichteifrige Beteiligung an Versammlungen oder festlichen Veranstaltungen" hingewiesen. Und Propagandaveranstaltungen gab es zu dieser Zeit zahlreiche.
Die folgenden Generalversammlungen wurden nun zum Generalappell und endeten mit dem Ruf "Sieg Heil auf Führer und Vaterland". Wir erfahren 1940, dass von 28 Kameraden 7 bei der Wehrmacht sind.
Das letzte Protokoll wurde am 20. Februar 1942 verfasst, es besteht einzig aus dem Kassenbericht. Dann Endet die geschriebene Geschichte der Kameradschaft ehemaliger Soldaten in Untergimpern.
Es ist insofern ein interessantes Protokollbuch, weil man in ihm den Übergang des Kaiserreichs zum Dritten Reich nachverfolgen kann. Die Details sind zwar mehr zwischen den Zeilen zu finden, als im Text selbst - für Neckarbischofsheim fehlt dieser dokumentierte Übergang aber gänzlich. Mit den zahlreichen neuen und jüngeren Mitgliedern gab es auch einen Generationenwechsel. Einstige Kriegsteilnehmer von 1871/72 und dem ersten Weltkrieg wurden von jüngeren Männern ersetzt. Sicher lauschte man nach den Versammlungen gerne den Erlebnissen der früheren Kriegsteilnehmer. Doch sie erzählten von einer Zeit, die die Meisten Vereinsmitglieder nicht oder nur als Jugendliche kannten.
Doch ganz zu Ende ist die Geschichte der Kameradschaft noch nicht.
Am 17. Januar 1950 schlossen der Vorstand des Gesangvereins Konkordia und der ehemalige Vorstand des Kriegervereins, Ferdinand Krieger, eine Vereinbarung. Hierbei verpflichtete sich die Konkordia, das gesamte Vermögen des Kriegervereins zu übernehmen, welches durch die Militärregierung gesperrt war. Sie sollte dieses Vermögen und die pflegebedürftigen Gegenstände, darunter auch die Vereinsfahne, übernehmen und verwalten, bis "zu einem späteren Zeitpunkt eine Wiedergründung des Kriegervereins genehmigt und auch vorgenommen" werde.
Seit dem Jahre 1962 gibt es auch den Gesangverein Konkordia nicht mehr.
[1] Stand der Volkszählung 1910
[2] das waren 57,40 Mark